Die Automobilindustrie steht unter Druck - Top 10 Fragen, die sich Autozulieferer stellen (sollten)

13.03.2024
Die Automobilindustrie steht unter Druck - Top 10 Fragen, die sich Autozulieferer stellen (sollten)
Die Lage der europäischen Automobilindustrie ist herausfordernd. In besonderem Maße stehen Zulieferer vor wichtigen Entscheidungen, um ihr Geschäft in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten im Rahmen der Branchentransformation erfolgreich zu gestalten. Wir blicken auf mögliche Handlungsfelder und die drängendsten Fragen der Branche, so wie wir sie bei Schlegel und Partner aktuell erleben.



Dass die Automobilindustrie – insbesondere die europäische und deutsche – aktuell mit kolossalen Herausforderungen zu kämpfen hat, ist kein Geheimnis. Gefühlt jeder zweite Fachartikel beschreibt die problematischen Auswirkungen der weltweiten geopolitischen Auseinandersetzungen, anfälligen Lieferketten und steigendem Wettbewerbsdruck im Rahmen der automobilen Transformation hin zu Elektrifizierung, Digitalisierung und Dekarbonisierung.

Dabei sind die europäischen Automobilhersteller bislang noch vergleichsweise glimpflich davongekommen. Bis Ende letzten Jahres waren die EBIT-Zahlen mit durchschnittlich etwa 12 bis 13 Prozent weitestgehend stabil - bei gleichzeitig zweistelligem Umsatzwachstum im Vergleich zum Vorjahr 2022.

Die aktuelle Nachfrageschwäche und der steigende Preisdruck, ausgehend von Tesla und dem kompetitiven chinesischen Markt, verringert den Spielraum für geplante Investitionen der OEM in den elektrischen Antriebsstrang mit Leistungselektronik und Batterie sowie in E/E Architektur und Software. Zudem müssen Maßnahmen zur CO2-Reduktion und zur Etablierung von Produkt- und Stoffkreisläufen weiter vorangetrieben werden.

Das Ökosystem verändert sich und die klassische lineare Art des Wirtschaftens gehört mehr und mehr der Vergangenheit an. OEMs müssen jetzt stärker in Netzwerken und Partnerschaften denken und agieren, gerade mit Blick auf Konnektivität und Software Defined Vehicle – also der Basis für autonomes Fahren und datenbasierte Mehrwertdienste über den gesamten Fahrzeuglebenszyklus.

Auswirkungen treffen Zulieferer besonders hart

Für die klassischen Automobilzulieferer wird die Sandwichposition zwischen OEM und der Vorkette mit den großen Rohstoff- und Komponentenzulieferern unter anderem durch aktuelle Sparzwänge der OEM noch ungemütlicher.

Bereits letztes Jahr bewegten sich viele große Tiers bei EBIT-Margen zwischen zwei und sechs Prozent. Kleinere und auch größere Zulieferer mit besonders hohem Restrukturierungs- und Transformationsbedarf kämpften gar mit operativen Verlusten.

Die aktuelle Schwäche der ohnehin schon volatilen Nachfrage gerade bei E-Komponenten, gepaart mit weiterem Preisdruck seitens der OEM, lässt die Umsatzerwartung der Zulieferer sinken.

Folglich drehen viele an der Kostenschraube, beispielsweise durch Verlagerung der Produktion und Freisetzung von Mitarbeitern, wie die prominenten Beispiele ZF, Bosch oder Continental zeigen. Eine weitere Konsolidierung der Branche in den nächsten Jahren ist absehbar.


Grafik: Herausforderungen der europäischen Zuliefererindustrie

Zulieferer wollen schnell umsetzbare Lösungen

Für eine erfolgreiche Zukunft müssen Zulieferer Veränderungsprozesse weiter beschleunigen – mit entsprechendem Know-how, personeller und finanzieller Ausstattung. Häufig gilt es, innovatives Neugeschäft und profitableres Bestandsgeschäft neu auszutarieren, um im Wettbewerb bestehen zu können.

Wesentliche Führungsaufgabe ist es, das gewinnbringende bestehende Geschäft weiter zur Kundenzufriedenheit zu betreiben und dabei die eigenen Ressourcen so zu allokieren, dass neue (häufig noch nicht wirklich profitable) strategische Geschäftsbereiche erfolgreich auf die Straße gebracht werden können.
Kunden von Schlegel und Partner beschäftigen sich neben typischen strategischen Themen bezüglich Technologie, Leistungsversprechen und Zielmarkt nunmehr verstärkt mit Lösungsansätzen, die auf kurz- bis mittelfristige Wirkung abzielen.
Aktuell sind möglichst schnell umsetzbare Lösungen gefragt.
Verkürzte, agile und fokussierte Entwicklungsprozesse und Digitalisierung der Produktion können bei der Kostenreduktion helfen. Daneben existieren mehrere Handlungsfelder mit denen sich Zulieferer sinnvollerweise auseinandersetzen.


Grafik: Handlungsfelder für Automobilzulieferer

Je nach Ausgangslage der Unternehmen unterscheiden sich Möglichkeiten und Erforderlichkeiten. Wesentlich scheint aber das Thema Fokussierung auf Kernkompetenzen, die wettbewerbsfähige Produkte oder Leistungen mit hoher Wertschöpfung ermöglichen. Bei den oft vielfältigen Innovationsthemen mit jeweils unklarer Monetarisierung und/oder Rentabilität ist eine Priorisierung auf die Themen mit hohen Marktchancen und guten Profitabilitätsaussichten entscheidend.

Basis dazu ist das Verständnis des Zielmarktes – also bestehender und potenzieller Kunden (oder „Kunden der Kunden“). Insbesondere in China, dem größten Fahrzeugmarkt der Welt mit vielen Potentialen auch für Zulieferer, gelten oft andere Spielregeln. Neue Geschäftsbeziehungen sind hier auch unter dem Gesichtspunkt einer anstehenden Marktkonsolidierung zu sehen, so dass mancher OEM dort auch wieder von der Bildfläche verschwinden wird.

Auch eine Diversifizierung der Zielmärkte kann eine sinnvolle Option sein, sofern anhand bestehender Kompetenzen andere (Wachstums-)märkte außerhalb Automotive erobert werden können. Voraussetzung ist das Marktwissen und die Akzeptanz, dass man Automotive-Prozesse und -Volumina nicht einfach übertragen kann.
Aus den skizzierten Handlungsfeldern für Automobilzulieferer ergeben sich eine Reihe typischer Fragen, mit denen sich Schlegel und Partner tagtäglich beschäftigt.

Nachfolgend eine subjektive Auswahl der Top 10 drängendsten Fragestellungen:

1. Wie kann ich mein bestehendes profitables Geschäft möglichst lange sichern? Wie schätzen meine Kunden die kurz- bis mittelfristige Nachfrageentwicklung ein? Wo muss ich besser werden, um konkurrenzfähig zu bleiben?

2. Welche Möglichkeiten habe ich, absehbare Unterauslastungen meiner bestehenden Anlagen auszugleichen?

3. Wie kann ich mit meinen Produkten den Anforderungen an CO2-Footprint und Recycling-Fähigkeit gerecht werden?

4. Welche meiner Innovationen bieten die besten Marktchancen? Wo und bei wem?

5. Welche Potentialkunden haben konkretes Interesse? Wen sollte ich wie ansprechen?

6. Welche „value proposition“ brauche ich, um in neuen Märkten oder bei neuen Kunden erfolgreich zu sein?

7. Auf welche Gegebenheiten muss ich mich bei Geschäftsbeziehungen in China, den USA oder Indien einstellen? Welche Chancen und Risiken muss ich berücksichtigen?

8. Welche neuen Zulieferer helfen mir, eine resiliente Beschaffungsstruktur zu etablieren und CO2-Vorgaben an die Lieferkette zu erfüllen?

9. Wer wären potentielle Investoren oder Käufer für mein „Nicht-Kerngeschäft“? Welche Kaufkandidaten gibt es, um meine Wertschöpfung zu erhöhen oder USPs in meinen strategischen Geschäftsfeldern zu bieten?

10. Welche Zielmärkte außerhalb Automotive kommen für mich sinnvollerweise in Frage? Was brauche ich, um dort erfolgreich zu sein? Wen muss ich wo und wie ansprechen?

Welche Themen stehen bei Ihnen oben auf der Agenda?

Wir freuen uns über jeden fachlichen Austausch… immer mit dem Ziel, Sie auf dem Weg der Transformation nach vorne zu bringen.

Weitere Informationen:
Sebastian Lüttig, Telefon +49 6201 9915 67,
Sebastian.Luettig@SchlegelundPartner.de

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