Droht das Ende des 700.000 Tonnen Marktes für Feuchttücher?

10.12.2013
Droht das Ende des 700.000 Tonnen Marktes für Feuchttücher?
Mit dem wachsenden Markt für Feuchttücher, wachsen auch die Entsorgungsprobleme dieser Produkte. Die übliche Entsorgung über die Toilette führt mittlerweile zu gravierenden Problemen im Abwassersystem und setzt die Branche unter Druck. Die Verbesserung der Auflösbarkeit der Tücher ist eine der zentralen Herausforderungen für die Feuchttücherindustrie - und eine hochinteressante Geschäftsmöglichkeit.
Thames Water Utilities in London gibt jedes Jahr EUR 14 Mio. dafür aus, sein Abwassersystem von Ablagerungen zu befreien. In Kanada schätzen Abwasserversorgungsunternehmen die Kosten für die Beseitigung von Rohrverstopfungen landesweit auf EUR 200 Mio. Dabei sollen 70 % der Rohrprobleme auf Feuchttücher zurückzuführen sein. Die meisten dieser Tücher sind aus wasserstrahlverfestigten, polymerbasierten Materialien und damit nicht für die Entsorgung über die Toilette geeignet.

Nur wenige Feuchttücher, die hinreichend klein für die Kanalisation sind, dürfen in der Toilette heruntergespült werden und sind entsprechend gekennzeichnet. Dies gilt vor allem für feuchtes Toilettenpapier, einige Damenhygienetücher und spezielle feuchte Reinigungstücher für die Toilette. Diese Produkte werden aus Zellulose-Nassvlies (z. B. Hydraspun® der Firma Suominen) oder aus Airlaid-Vliesstoffen (z. B. Kimberly Clark) hergestellt.

2008 veröffentlichten die Vliesstoffverbände INDA und EDANA den ersten Leitfaden, der Hersteller von Feuchttüchern bei der Beurteilung unterstützen soll, ob ihre Produkte ins Abwasser gelangen sollten oder nicht. Die neueste Ausgabe des Leitfadens vom Juni 2013 enthält sieben Tests, die ein Produkt bestehen muss, damit es für die Entsorgung über die Toilette geeignet ist und so gekennzeichnet werden darf. Andersherum gibt es Kennzeichnungen für Produkte, die nicht in der Toilette heruntergespült werden sollten.

In Anbetracht der immensen Kosten, die durch die Verstopfung der Abwassersysteme verursacht werden, haben die Abwasserunternehmen inzwischen den Druck auf die Hersteller von Feuchttüchern erhöht. Ihre Kritik richtet sich nicht nur gegen jene Produkte, die laut Kennzeichnung nicht in die Toilette geworfen werden sollen, sondern gegen alle Feuchttücher – auch gegen feuchtes Toilettenpapier. Der Vorwurf ist, dass sichviele dieser Tücher ebenfalls nicht ausreichend auflösen.

Um die Dimensionen zu verdeutlichen: Der globale Gesamtmarkt für Feuchttücher wird bis 2018 von heute 900.000 Tonnen auf 1,4 Mio. Tonnen anwachsen. Ein Kind im Windelalter benötigt allein etwa 11.000 Baby-Feuchttücher.

  • 1. Fasern und Binder mit einer verbesserten Auflösbarkeit: wasserlösliche Fasern und / oder Binder, die eine einfachere Zersetzung ermöglichen
  • 2. Mechanische Schwächung des Vliesstoffs: eine schnellere Auflösung des Feuchttuchs im Abwassersystem, die über das Vliesstoffverfahren erreicht wird
  • 3. Chemische Lösungen: chemische oder biologische Mittel, die direkt in die Toilette gegeben werden (müssen für die Kanalisation unbedenklich sein)
  • 4. Mechanische Lösungen: z. B. Zerkleinerungsmechanismen, die direkt in der Toilette ansetzen

Die Feuchttücherindustrie wird auf den erhöhten Druck der Kommunen und Abwasserunternehmen reagieren müssen, um langfristig erfolgreich sein zu können.

Die Identifikation von wirksamen Lösungen, die zu einer Verbesserung der Entsorgbarkeit von Feuchttüchern über die Toilette beitragen, ist daher ein herausforderndes Zukunftsthema - aber auch eine hochinteressante Geschäftsmöglichkeit.

Schlegel und Partner hat jahrzehntelange Erfahrung in der Vliesstoffindustrie und verfügt über ein ausgezeichnetes Netzwerk an Branchenkontakten.

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