Der Crop-Faktor: Effizienz in der Landwirtschaft

08.09.2013
Der Crop-Faktor: Effizienz in der Landwirtschaft
Der Agrarmarkt ist ein Wachstumsmarkt: Der Bedarf an landwirtschaftlichen Maschinen und der Einsatz von Agrarchemie wird in den kommenden Jahren deutlich zunehmen. Die wichtigsten Treiber sind die wachsende Bevölkerung und vor allem auch zunehmende Einkommen, die in veränderten Ernährungsgewohnheiten resultieren. In vielen Teilen der Erde ist die landwirtschaftliche Produktion aber noch immer ineffizient.
Obwohl das Wachstum der Weltbevölkerung ungebrochen ist und höhere Einkommen die Art und den Umfang der Nachfrage nach Agrarprodukten deutlich beeinflussen, hat sich das Wachstum des Angebots an Agrarprodukten zuletzt etwas abgeschwächt. Nach einem jährlichen Wachstum von 2,6 % in der ersten Dekade dieses Jahrtausends gehen OECD und FAO nun davon aus, dass das Wachstum bis 2020 unter der Zweiprozentmarke liegen wird.

Verantwortlich hierfür ist zum einen, dass die landwirtschaftlich genutzte Fläche nicht ohne weiteres ausgebaut werden kann. Neu bewirtschaftete Flächen zeichnen sich häufig durch eher ungünstige Bedingungen aus (z.B. Trockenheit, schlechte Bodenbeschaffenheit). Zum anderen stagnieren in vielen Regionen der Erde die Ernteerträge pro Flächeneinheit, da zum Beispiel Erosionsschäden auftreten oder Krankheiten, die Ernte dezimieren. Auch haben viele Extremwetterereignisse (zum Beispiel die Dürre im mittleren Westen der USA oder in Russland) in den letzten Jahren immer wieder zu enormen Ernteausfällen geführt.

Damit die Agrarproduktion mit der wachsenden Weltbevölkerung und ihren veränderten Ernährungsgewohnheiten Schritt halten kann, sind neue Verfahren, Maschinen und Agrarhilfsmittel notwendig, die die Effizienz der Agrarproduktion auf den zur Verfügung stehenden Flächen erhöhen.

Verbesserte Maschinen verbunden mit innovativen Bodenbearbeitungstechnologien (z.B. No-tilt-Verfahren) können etwa zu einer Verringerung von Erosion und besserem Pflanzenwachstum beitragen. Im Jahr 2012 belief sich der Weltmarkt für Agrarmaschinen auf über EUR 75 Mrd. Das Wachstum der Produktion landwirtschaftlicher Maschinen wird für die kommenden Jahre auf über sechs Prozent pro Jahr geschätzt, wobei die Nachfrage vor allem in Brasilien und China überdurchschnittlich stark wachsen wird. Getrieben ist das Wachstum aber nicht nur durch den gestiegenen Bedarf an landwirtschaftlichen Maschinen, sondern auch durch Innovationen, die in den vergangenen Jahren Einzug gehalten haben: Düngte ein Landwirt vor zehn Jahren noch gleichmäßig und richtete sich dabei nach groben Erfahrungswerten, wird heute der Einsatz GPS-gesteuerter Traktoren, die Düngung und die Gabe von Pflanzenschutzmitteln zielgenau durch Kameraanalyse einsetzen, mehr und mehr zum Standard.

Darüber hinaus wächst der Bedarf an Hilfsmitteln, mit denen zum Beispiel der Wasserbedarf deutlich reduziert werden kann, oder mit denen die Pflanzen vor schädlichen Umwelteinflüssen (Hitze, Sonnenbestrahlung etc.) geschützt werden können. Dies eröffnet zum Beispiel den Herstellern von Geotextilien oder wasserspeichernden Substanzen neue Geschäftsfelder.

Ein weiteres wichtiges Wachstumsfeld stellt die Ertragssteigerung durch Pflanzenschutz dar. Man schätzt, dass heute weltweit zwischen 30 und 40 % der potenziellen Pflanzenproduktion verloren gehen, weil der Pflanzenschutz nicht ausreichend ist. Traditioneller Pflanzenschutz bezieht sich auf die Bekämpfung von Insekten, Nagetieren, Unkraut und Pilzen durch Insektizide, Pestizide und Fungizide. Weltweit wird für die hierfür benötigte Agrarchemie mehr als EUR 40 Milliarden pro Jahr aufgewandt und jährlich wächst dieser Markt weltweit mit vier bis fünf Prozent pro Jahr. Darüber hinaus werden aktuell neuere Verfahren des Pflanzenschutzes entwickelt, die an der Stärkung von Pflanzen selbst ansetzen. Dies kann neben gentechnischen Verfahren vor allem durch eine Behandlung von Saatgut oder durch die Oberflächenbehandlung von Pflanzen erreicht werden. Für diese Art des Pflanzenschutzes sind noch höhere Wachstumsraten zu erwarten.

Auch der Bedarf an Methoden einer verbesserten Düngung steigt ständig. Heute werden pro Jahr weltweit Dünger im Wert von knapp EUR 150 Mrd. eingesetzt. Während das Volumen des eingesetzten Düngers mit etwa zwei Prozent pro Jahr wächst, beträgt das Wachstum des Marktwertes über vier Prozent pro Jahr. Neben Preisveränderungen für Standarddünger spielt hierfür auch die Nachfrage nach höherwertigen Düngern eine Rolle, mit denen Düngerverluste minimiert werden können – etwa Langzeitdünger, die Nährstoffe über einen längeren Zeitraum abgeben. Auf dem Weltmarkt für Dünger sind zudem große Strukturveränderungen zu beobachten: Zum einen avancierte China in den letzten Jahren zum mit Abstand größten Nachfrager für Düngemittel. Zum anderen drängen vor allem Anbieter aus Russland immer stärker in den Weltmarkt. Etwa 80 % der heute in Russland produzierten Düngemittel werden exportiert. Das Land hat – vor allem aufgrund bedeutender Lagerstätten – einen Anteil an der weltweiten Düngerproduktion von etwa zehn Prozent. Eine verbesserte Marktstellung erhoffen sich russische Produzenten auch durch zahlreiche Übernahmeaktivitäten: Die russische Eurochem etwa kaufte im vergangenen Jahr die Düngemittelaktivitäten der BASF.

Neben der energieintensiven Produktion von Standarddünger wird auch das Thema Düngeeffizienz immer wichtiger, zum einen aus Kostenaspekten, aber auch vor dem Hintergrund von Umweltrichtlinien, die nicht nur in Europa immer strenger werden. In den nächsten Jahren ist hier mit einem überproportional hohenBedarf an Technologien, die die Düngeeffizienz erhöhen, zu rechnen.

Trotz des Bedarfs nach innovativen Agrarlösungen gestaltet sich die Markteinführung innovativer Produkte schwierig. So ist der Nutzen von neuen Verfahren aus Sicht eines Landwirtes nicht immer ohne weiteres ersichtlich ist und erfordert häufig veränderte Verhaltensweisen oder Änderungen in einem funktionierenden System. Es ist daher bei einer Entwicklung neuer Technologien notwendig, möglichst schon frühzeitig nicht nur Expertenmeinungen einzuholen, sondern auch Gespräche mit Anwendern wie zum Beispiel Landwirten zu führen. Hier zeigt sich schnell, ob eine Idee Chancen auf eine schnelle Umsetzung hat, ob eine langwierige Markteinführungsstrategie notwendig ist, oder ob von einem Markteintritt bzw. einer Technologieentwicklung eher abzuraten ist.

Schlegel und Partner ist hierbei in der Lage, weltweit Informationen zu Produzenten und Anwendern entlang der Wertschöpfungskette zu generieren, angefangen von den Herstellern von Grundstoffen (z.B. Chemieunternehmen), über spezialisierte Formulierer und Vermarktungsunternehmen bis hin zu Großhändlern, Agrarkleinhändlern und landwirtschaftlichen Betrieben. So können wir Marktgrößen zuverlässig abschätzen und die Bedürfnisse der Akteure entlang der Agrarwertschöpfungskette untersuchen.