Fokus auf Komfort und Qualität stärkt die Position deutscher Baumaschinenhersteller auf dem Weltmarkt

21/07/2008
Deutsche international agierende Baumaschinenhersteller gehören zu den Gewinnern des weltweiten Booms des Bausektors. Allein in 2007 konnten sie ihre Umsätze um 29% steigern. Doch auch kleine Anbieter drängen auf den Markt, auch wenn diese bisher bei den Qualitätsstandards der internationalen Hersteller nicht mithalten können. Anwenderorientierung und Komfort sind die Differenzierungsmerkmale gegenüber dem Wettbewerb.
Trotz schwacher Konjunktur und Rezessionswarnungen wuchs die globale Baumaschinenindustrie in den letzten Jahren mit Ausnahme der USA stetig weiter. Großer Gewinner der starken Nachfrage waren unter anderem die deutschen Baumaschinenhersteller, die ein Umsatzwachstum von 29% im Jahr 2007 verbuchen konnten. Schwächend wirkten sich das Defizit an qualifiziertem Fachpersonal und die zeitverzögerten Lieferungen der Zulieferbranche aus, die mit Preissteigerungen und langfristigen Abnahmeverpflichtungen für Unmut bei den Herstellern sorgten. Trotzdem erwirtschafteten die deutschen Baumaschinenhersteller im zurückliegenden Jahr 15,3 Mrd. Euro bei einer Exportquote von 77%.

Neben den USA und Frankreich war Russland 2007 der drittgrößte Markt für deutsche Baumaschinen. Auf Grund ehrgeiziger Bauvorhaben, wie beispielsweise der Maut-Autobahn von Moskau nach St. Petersburg, stieg die Nachfrage nach Baumaschinen auf 6,5 Mrd. Euro 2007. Trotz geringerer Preise konnten nationale Anbieter wegen mangelnder Produktionskapazitäten und Qualitätsdefiziten den Import ausländischer Baumaschinen kaum etwas entgegensetzen.

Ein interessanter Markt für Baumaschinen war und ist auch Indien. Seit Jahren liegen die jährlichen Wachstumsquoten bei über 20% und bisher ist kein Ende abzusehen. Die Investitionen in Infrastruktur und starkes Wachstum im privaten Bausegment ließen die Nachfrage nach Baumaschinen in 2007 auf ca. 2 Mrd. Euro steigen. Wie auch in Russland versuchen lokale Hersteller seit Jahren mit erheblichen Kapazitätserweiterungen zu reagieren, ohne die Importequote jedoch schwächen zu können. 12% der importierten Baumaschinen wurden von deutschen Herstellern geliefert, weitere bedeutende importierende Länder waren USA, Japan und Südkorea.

Auf der Anbieterseite verteidigte Caterpillar trotz Rezession in den USA durch das positive Auslandsgeschäft, die Marktführerschaft. Im Rekordjahr 2007 erwirtschaftete das global produzierende Unternehmen mit seinem breitgefächerten Produktportfolio 7,5 Mrd. Euro. Auf dem zweiten Rang befindet sich Komatsu (Japan), gefolgt von JCB. Das britische Unternehmen konnte in den letzten drei Jahren den Umsatz um 80% steigern und verkaufte 2007 über 55.000 Baumaschinen.

Trotz hoher Nachfrage herrscht am Markt ein reger Wettbewerb. Für erfolgreiche Hersteller rücken deshalb die Bedürfnisse der Anwender immer stärker in den Fokus. Baumaschinenkapitäne verbringen oftmals Ihren gesamten Arbeitstag auf engem Raum. Daher wurde in den letzten Jahren der Komfort für den Anwender zu einem Differenzierungsmerkmal gegenüber dem Wettbewerb. Hauptaugenmerk ist die einfache Einstiegsmöglichkeit, das Platzangebot in der Kabine sowie die ergonomischen Handhabung der Maschine. Anhand von Federn sowie hydraulischer oder pneumatischer Systemen können z.B. individuellen Sitzeinstellungen gewählt werden. Den Komfort steigern zudem Klimaanlagen, die nun auch vermehrt in kleineren Maschinen eingebaut werden.

Zur schnellen Wartung und Reparatur versuchen Anbieter den Servicezugang zu vereinfachen. Wartungsintensive Komponenten und Einfüllvorrichtungen für Flüssigkeits­kreisläufe werden bewusst an leicht erreichbaren Stellen positioniert. Hochwertigere Verarbeitung und steigende Anforderungen an die Langlebigkeit der Komponenten erfordern deshalb von den Zulieferern immer neue Lösungen.

Noch haben die Anbieter aus den führenden Industrienationen auf Grund ihres Know-hows die Nase vorn. Abzuwarten gilt, ob Anbieter aus Russland, China und Indien in der nächsten Dekade diesen Vorsprung verringern und über das Niedrigpreissegment Marktanteile gewinnen.