Schlegel und Partner auf dem Aachener Kolloquium und Aachen Kolloquium in China: Elektrifizierte Zweiräder - vom Lifestyle-Objekt zum neuen Mobilitätskonzept

29.10.2013
Schlegel und Partner auf dem Aachener Kolloquium und Aachen Kolloquium in China: Elektrifizierte Zweiräder - vom Lifestyle-Objekt zum neuen Mobilitätskonzept
Elektrifizierte Zweiräder sind in aller Munde. Ob Pedelec, S-Pedelec, E-Bike, E-Scooter oder E-Motorcycle, jeder spricht über die neuen Fortbewegungsmittel. In Europa wurden 2012 mehr als 1,1 Mio. Pedelecs verkauft. Dem oft als „Rentnerversion“ des traditionellen Fahrrades deklarierten Fortbewegungsmittel kommt im Kontext elektrifizierter Fahrzeuge auch kommerziell eine immer stärkere Bedeutung zu.
Doch was sind die wirklichen Zielgruppen oder Einsatzzwecke für elektrifizierte Zweiräder? Für Mobilitätskonzepte wie Car-Sharing sind elektrifizierte Zweiräder oder E-Bike Sharing eine ernsthafte und sinnvolle Ergänzung.

Der europäische Markt für elektrifizierte Zweiräder wird mit 94 % durch Pedelecs bestimmt. Der Markt steht noch am Anfang seiner Entwicklung und wird in den nächsten Jahren um mehr als 20 % p.a. wachsen.

Der größte Markt für elektrifizierte Zweiräder ist allerdings China. Mehr als 23 Mio. elektrifizierte Zweiräder wurden 2012 verkauft. Jedoch sind Märkte wie China, Indien etc. sogenannte „Low Budget“-Märkte. Nationale Chinesische oder Indische Pedelecs / E-Bikes können rechtlich und vor allem technisch nicht mit den Europäischen Modellen verglichen werden. Dies belegen auch die unterschiedlichen Verkaufspreise: Ein nationales chinesisches E-Bike kostete 2012 durchschnittlich ca. 180 EUR, wobei der Durchschnittspreis für ein europäisches Pedelec bei ca. 1.850 EUR lag.

Im weltweit bislang einzigen Premiummarkt belief sich der Umsatz in Europa 2012 auf mehr als 2 Mrd. EUR.

Als stark technologie-getriebener Wachstumsmarkt, mit einer niedrigen Preiselastizität der Nachfrage, lockt der eu-ropäische Markt für elektrifizierte Zweiräder namhafte An-bieter in ein neues Segment. Bosch, Panasonic und BionX sind heute führende Premiumhersteller für Antriebsstränge. Diese versuchen durch Produkt- und Qualitätsdifferenzierung ihre Marktposition zu stärken. Dadurch steigt die Anzahl der verfügbaren technischen Lösungen, deren Bedeutung an Merkmalen wie u.a. Wirkungsgrad, Motorposition, Bedien- und Anzeigeelemente, thermische Belastbarkeit, sowie zusätzlichen Sicherheitsmerkmalen gemessen wird und dadurch den idealen Einsatzzweck nach Topografie und Kundengruppen bestimmt.

Unternehmen wie Bosch ist es zu verdanken, dass das Pedelec auch in Europa alltagstauglich wurde. Die Entwicklung eines Mittelmotors mit Premiumeigenschaften, macht das Pedelec zu einem Fortbewegungsmittel, das die meisten Gelände und Alltagssituationen abbilden kann. Durch ein abgestimmtes Zusammenspiel von Sensorik, Steuergerät und elektrischem Antrieb wird der Fahrer abhängig von seinem Fahrverhalten und der Topografie effizient unterstützt. Die Sensorik wird von OEM und Zulieferern allerdings noch als ein Schwachpunkt angesehen. Dies bedeutet, dass für die Entwicklung hinsichtlich Effizienz und Fahrkomfort noch ein hohes Maß an Optimierungsbedarf besteht.

Der typische Einsatzzweck lässt sich aus der Altersstruktur der Käufer ableiten. Menschen ab 50 Jahren benutzen das Pedelec eher für Touren, zum Einkaufen und für andere Freizeit-Aktivitäten. Die Käufer-Gruppe zwischen 18 und 50 Jahren hingegen sieht das Pedelec als Transportmittel im Alltag und vor allem als Verkehrsmittel zum Pendeln an den Arbeitsplatz.

Ein Blick auf die Käuferstruktur lässt in den letzten Jahren einen starken Trend erkennen. 2010 waren die Käufer ab 50 Jahren noch mit etwas mehr als 50 % die stärkste Gruppe. In Abb.1 lässt sich erkennen, dass zwei Jahre später die 18 bis 50 jährigen Käufer 60 % des Marktes innehaben.

Nach einer aktuellen Untersuchung des Instituts für Verkehrswesen des KIT sinkt der Anteil der 18 bis 35 jährigen mit Zugang zu einem Auto von 83 % in 2002 auf 74 % in 2012. Darüber hinaus stieg der Anteil derjenigen 18 bis 35 jährigen, die das Fahrrad als Transportmittel benutzen im gleichen Zeitrahmen von 10 auf 15 %.

Steigende Kraftstoffpreise, erhöhtes Verkehrsaufkommen in Ballungsräumen, unzureichende oder zu teure öffentliche Verkehrsmittel oder steigendes Umweltbewusstsein sind nur einige Gründe, die den Trend hin zum elektrifizierten Zweirad erklären.

Durch die Veränderung des Nutzungsverhaltens der Käufer von elektrifizierten Zweirädern entsteht ein neues Mobilitätskonzept, welches bisher nur als Lifestyle-Ansatz wahrgenommen wurde, aber für die Nutzung als vollwertiges Verkehrsmittel noch Weiterentwicklung benötigt.