Neue Aussichten in Russland - Welche Chancen die neue WTO-Mitgliedschaft in sich birgt

08.04.2013
Neue Aussichten in Russland - Welche Chancen die neue WTO-Mitgliedschaft in sich birgt
Mit dem Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation (WTO) wird sich die Geschwindigkeit der Modernisierung und Differenzierung der Wirtschaft beschleunigen. Mit geeigneten Marktinformationen könnten deutsche Unternehmen davon in besonderer Weise profitieren.
Seit August 2012 ist Russland das 156. Mitglied der Welthandelsorganisation. Damit hat sich der größte Flächenstaat der Welt zur Einhaltung internationaler Handelsregeln und –normen verpflichtet. Für die langfristige Entwicklung der Ökonomie ist dieser Schritt von großer Bedeutung. Denn mit der Öffnung der heimischen Märkte verbessern sich die Bedingungen für den Handel und die Investitionstätigkeit zwischen Russland und den anderen WTO-Mitgliedstaaten deutlich. Zusätzlich werden damit die Weichen für eine nachhaltige Modernisierung und Differenzierung der russischen Wirtschaft gestellt.

Sowohl für russische als auch für deutsche Unternehmen ergeben sich daraus neue Geschäftsmöglichkeiten. Als innovationsstarkes Hochtechnologieland ist Deutschland mit seinen exportorientierten Unternehmen für die Modernisierung eines Landes prädestiniert. Dabei kann die deutsche Wirtschaft in zweierlei Hinsicht von der neuen Freiheit profitieren. Zum einen kann sie ihre Position als eine der wichtigsten Handelspartner Russlands ausbauen. Zum anderen wird Russland als Investitionsstandort attraktiver.

Im Jahr 2011 exportierten deutsche Betriebe Waren im Wert von 34,5 Mrd. Euro nach Russland. Auf der anderen Seite importierte Deutschland Waren im Wert von 40,9 Mrd. Euro aus Russland, vor allem Rohstoffe wie Öl und Gas. Besonders stark ist die Nachfrage nach Maschinen (7,8 Mrd. Euro), da russische Maschinen- und Anlagenbauer bislang nicht wettbewerbsfähig sind und der Modernisierungsbedarf der Produktionsmittel sehr hoch ist. Mit kleinem Abstand folgen deutsche Kraftfahrzeuge (7,2 Mrd. Euro), die sich in Russland traditionell großer Beliebtheit erfreuen. Aber auch zahlreiche andere Industriesegmente exportieren sehr erfolgreich nach Russland. Durch den WTO-Beitritt wird sich der Marktzugang noch verbessern. Die Einfuhrzölle werden von derzeit durchschnittlich 10% auf 7,8% sinken. Im Automobilsektor werden die Zollsenkungen sogar noch deutlicher ausfallen. Von derzeit 25% sollen diese nach sieben Jahren bis auf 15% fallen.

Auch als Investitionsstandort rückt Russland nun verstärkt in den Mittelpunkt. Entgegen allen Trends betrugen die deutschen Direktinvestitionen 2011 um 1,2 Mrd. Euro. Bereits heute sind etwa 6.500 deutsche Unternehmen in Russlands ansässig und setzen dabei rund 40 Mrd. Euro um. Immer mehr mittelständische Firmen zieht es nach Russland, um ihre Produktion direkt vor Ort zu organisieren. Auch der russische Staat zeigt eine immer größer werdende Offenheit gegenüber ausländischen Investitionen. Denn strukturell ist die russische Wirtschaft immer noch in hohem Maße von der Entwicklung der Öl- und Gaspreise abhängig. Rohstoffe stehen für ca. 80 % der russischen Exporte und finanzieren zu rund 50 % den Staatshaushalt. Das Investitionsvolumen hätte jedoch erheblich höher ausfallen können, wären Bürokratie, Korruption und Rechtsunsicherheit nicht so stark ausgeprägt.

In der Telekommunikationssparte wird Russland seine derzeitige Eigenkapital-Obergrenze von 49% für ausländische Investoren innerhalb von vier Jahren abschaffen. Auch bei pflanzenschutzrechtlichen Bestimmungen und Rechten des geistigen Eigentums hat Russland sich verpflichtet zu handeln.

Wie umfangreich der Erfolg deutscher Unternehmen in Russland sein wird, hängt in großem Maße davon ab, ob Russland den Fahrplan für die Zollsenkung einhält und seine Zollbürokratie und Rechtsunsicherheiten abbaut. Des Weiteren sind fundierte Kenntnisse über den russischen Markt unabdingbar. Sollten diese Voraussetzungen gegeben sein, könnten deutsche Unternehmen die großen Profiteure des russischen WTO-Beitritts werden.

Seit Jahren unterstützt Schlegel und Partner seine Kunden durch die Bereitstellung von verlässlichen Informationen über Marktpotentiale, Wertschöpfungsstufen und Markttrends in unterschiedlichen russischen Industriesegmenten, wie etwa der Öl- und Gasindustrie, der Fahrzeugtechnik, Technische Textilien (zum Beispiel Vliesstoffherstellung), der Chemische Industrie, der Bauindustrie und der Zementherstellung. Wir bereiten darüber hinaus Investitionen vor und identifizieren potentielle Abnehmer und die wichtigsten Entscheider für den Vertrieb von verschiedenen Produktgruppen. Außerdem führen wir regelmäßig Kundenzufriedenheitsuntersuchungen durch eigene, russischsprachige (Muttersprache) Mitarbeiter durch.