Auf die leise Tour: Aktuelle Trends für Motorräder

10.12.2013
Auf die leise Tour: Aktuelle Trends für Motorräder
In diesem Jahr kamen einige interessante neue Motorradtypen sowie Technologie- und Design-Innovationen auf den Markt. Ein Beispiel sind Roller, die viel mehr die Emotionen ansprechen, als es für ein reines Transportmittel üblich ist. Ein weiterer wichtiger Trend sind E-Bikes mit modernen, sportlichen Antriebssystemen, die durchaus mit High-End-Antrieben herkömmlicher Motorräder konkurrieren können – allerdings noch nicht im Sound.
Lange Zeit war der Motorradmarkt in zwei Segmente unterteilt: Nutz-Motorräder und Freizeit-Motorräder. In den letzten Jahren ist jedoch die Grenze zwischen Nutz-und Freizeit-Motorrädern fließender geworden. Vor allem Roller, die in der Vergangenheit überwiegend für die tägliche Nutzung entwickelt wurden, betonen heute besonders den emotionalen Freizeitaspekt.

Ein Beispiel ist der neue Roller Vespa 946 von Piaggio (Bild links): er ist unter anderem mit zwei Scheibenbremsen, ABS und einer Traktionskontrolle ausgestattet, die für einen Roller eigentlich nicht erforderlich ist. Ein Wermutstropfen ist der Preis: der Roller wird zu einem Preis von ca. EUR 9.000 angeboten, der den Status als Lifestyle-Objekt deutlich macht. Auch Peugeot stellte gerade den Retro-Roller Django (Bild rechts) vor. Sein Konzept sieht vor, dass die Fahrer ihr Fahrzeug den persönlichen Vorstellungen entsprechend mit individualisiertem Zubehör ausstatten.

Ein weiteres Segment im Motorradmarkt, das sich im Moment rapide verändert, ist der Markt für E-Bikes. Während in der Vergangenheit Europa mit elektrisch angetriebenen Low-Cost-Rollern aus Asien für preiswertes Pendeln bei begrenzter Leistung und Qualität versorgt wurde, ändern nun beispielsweise Zero, Brammo oder BMW das Bild des elektrisch angetriebenen Zweirades vom Low-End-Antrieb in ein hochwertiges und leistungsfähiges Antriebssystem, das auch mit High-End-Verbrennungs-motoren bei Motorradantrieben konkurrieren kann. Beispielsweise bietet das kürzlich auf den Markt gekommene Zero ST mit 144 Nm das gleiche, außergewöhnlich hohe Drehmoment wie die neue KTM 1290 Super Duke R, und sogar der Preis ist mit ca. EUR 15.000 für die Standardausstattung vergleichbar. Ein klarer Nachteil für viele Motorradfahrer ist aber noch das Fehlen eines typischen Motorrad-Sounds. So müssen begeisterte Fahrer erst noch warten, bis ein geeignetes Verbrennungsmotor-Soundmodul zur Nachrüstung auf den Markt gebracht wird.

Die Steuerung der Motoren durch elektronische Einspritzung und eine elektrische Drosselklappenbetätigung zur Erfüllung der Emissionsanforderungen ermöglichst es, mit geringem zusätzlichen Aufwand die Motorsteuerung und die Gasbetätigung umschaltbar zu gestalten. Dadurch können Motorleistung und Gasbetätigung unterschiedlichen Einsatzzwecken angepasst werden (z. B. Sport, Regen oder Rennstrecke). Auch eine Traktionskontrolle, verbesserte ABS-Systeme oder semi-aktive Federungs- und Dämpfungssysteme - fast schon auf PKW Niveau - machen Motorradfahren heute viel sicherer als je zuvor.

Ein bisher kaum beachteter Aspekt der neuesten Diskussion um E-Bikes ist die Tatsache, dass die neuesten Führerscheinbestimmungen in Europa elektrische Antriebe eindeutig favorisieren: Für die Zulassung von Motorrädern und für Führerscheine ist nämlich die Dauerleistung entscheidend. Bei Verbrennungsmotoren entspricht die Dauerleistung der Spitzenleistung. Wenn ein Fahrzeug elektrisch angetrieben wird, dann liegt die Dauerleistung üblicherweise deutlich unter der Spitzenleistung.

Der der neue BMW Elektro-Roller Concept e mit einer Spitzenleistung von 35 kW und einer Dauerleistung von 10,5 kW kann beispielsweise auch von einem 16-jährigen A1-Führerscheinhalter gefahren werden, obwohl eine 35 kW Beschleunigungsleistung bei Zweirädern mit Verbrennungsmotor einen A2-Führerschein erfordert. Diese Tatsache sollte in Zukunft die Zulassungszahlen von E-Bikes in die Höhe treiben, ob Roller oder nicht.

Wir freuen uns auf diese neue Generation moderner, sicherer, sauberer und sparsamer Motorräder. Vielleicht wird die Zahl der Motorradfahrer durch die höhere Sicherheit in Zukunft auch wieder wachsen.