Gewinner und Verlierer - Talfahrt auf den Rohstoffmärkten beendet?

06.04.2016
Gewinner und Verlierer - Talfahrt auf den Rohstoffmärkten beendet?
Vor kurzem wurde noch ein Rückgang des Erdölpreises auf USD 20 pro Barrel binnen Jahresfrist für möglich gehalten. Nun ziehen die Notierungen für Brent und WTI wieder an. Auch Preise für Metalle – angeführt vom Goldpreis – streben nach oben. Eine Trendwende?
In den vergangenen Monaten kannten die Notierungen für die wichtigsten Rohstoffe nur eine Tendenz nach unten – durchbrochen allenfalls durch kurzfristige Erholungen. Eine Eintrübung der globalen Wachstumsaussichten und der starke Verfall der Rohölpreise waren wesentliche Treiber. Damit einher ging ein rapider Verfall der Aktienkurse von Unternehmen, die sich auf die Förderung von Rohstoffen spezialisiert hatten: Teilweise waren hier in den vergangenen fünf Jahren Rückgänge um 70 % zu verzeichnen.

Nun aber scheint wieder etwas Bewegung in die Rohstoffmärkte gekommen zu sein. Vor allem die vermehrten Aktivitäten der Rohölexportierenden Länder beleben die Phantasie der Marktteilnehmer. So strebt Russland, das selbst nicht Mitglied der OPEC (Organisation ölexportierender Länder) ist, ein weiteres Treffen mit Vertretern des Öl-Kartells, sowie Kasachstan und Aserbaidschan an.

Außerdem plant der russische Energieminister ein Treffen mit dem Iran, der nach Jahren des Embargos wieder in den Erdölexport einsteigen möchte und sich derzeit noch gegen jedwede Beschränkung der Ölförderung wehrt. Alleine diese Nachricht ließ den Rohölpreis wieder auf USD 40 pro Barrel steigen.

Dies ist in etwa die Schwelle, ab der sich die nicht-konventionelle Ausbeutung von Ölressourcen – zum Beispiel durch Fracking, Tiefseeerschließung oder Ölsandverarbeitung – teilweise wieder zu lohnen beginnt. Auch die russische Ölförderung beginnt erst bei etwa USD 40 pro Fass rentabel zu werden.

Unterdessen zeichnet sich auch ab, dass neben Venezuela und Katar auch Saudi-Arabien hinter einer Limitierung der Erdölexporte steht. Falls eine Einigung mit dem Iran erreicht würde, könnte der Rohölpreis noch in diesem Jahr in Richtung USD 50 und darüber klettern. Die mögliche weltweite Eintrübung der Konjunktur könnte daran letztlich wenig ändern, weil die globale Erdölnachfrage bei einem
Rückgang des Wirtschaftswachstums in der Regel nur wenig oder gar nicht zurückgeht.

Auch im Minengeschäft ist man jetzt wieder optimistischer geworden. Der Goldpreis zog seit Jahresbeginn deutlich an und auch andere Metalle, wie Aluminium, Kupfer und Zink werden weiterhin stark nachgefragt. Die Aktienkurse der Minengesellschaften stiegen dementsprechend seit Jahresfrist um ca. 20 bis
50 %.

Allein für den Stahlmarkt sieht es aufgrund der Überkapazitäten und der Exporte Chinas derzeit trübe aus: Es wird im Laufe des Jahres mit einem weiteren Rückgang des Stahlpreises gerechnet.

Die kommenden Wochen werden entscheidend für die weitere Entwicklung der Rohstoffmärkte in diesem Jahr sein. Nach der Talfahrt der Rohstoffpreise im vergangenen Jahr ist so plötzlich – wenn nicht alles – aber doch vieles wieder möglich.

© Schlegel und Partner 2016

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